3. Teil: Natural Horsemanship – Fazit

3. Teil: Natural Horsemanship – Fazit

Wo gehts denn bitte schön zum Supermarkt?

Der Einkauf wird immer gut geplant, denn die nächste kleine Stadt ist fast eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Man kann nicht eben mal schnell in den Supermarkt gehen. Auch nicht ins Cafe, Bar, Club oder Kino. Der nächste Nachbar wohnt auch ein paar Kilometer entfernt. Einmal war die Pumpe ausgefallen und das ausgerechnet an meinem freien Tag. Wir mussten uns ein Plätzchen im Wald suchen. Hier auf dem abgelegenen Land dauert es bis ein Handwerker kommt. Das Problem mit der Absprache, wer wann duscht und Wäsche wäscht, hatte sich nun auch für ein paar Tage erledigt. Alle nahmen es gelassen. Auf dem Feld wurde alles soweit eingepflanzt und als neues Projekt stand Unkraut zupfen bevor.

Bei Workaway arbeitete ich auf Freiwilligenbasis. Wenn etwas schief läuft, dann bin ich nicht geschützt und auf den Gastgeber angewiesen. Wohnt man auf dem Land, dann hängt alles davon ab, wie gut man sich mit dem Gastgeber versteht. Wenn man gut klar kommt, dann kommt man auch mal von der Ranch weg und kann etwas vom Land sehen. Falls der Gastgeber nur Leute zum Arbeiten einstellt, dann sitzt man sozusagen fest. Ich bin froh, dass ich schon von Deutschland aus fast alle meine Jobs gesichert hatte. Ich möchte nicht immer auf der Suche nach einem Aushilfsjob vor Ort sein und mich nicht ständig um eine Unterkunft und Verpflegung kümmern müssen.

Bloggen auf dem Land?

Auch das Internet machte Probleme. Obwohl wir über 50 GB Datenvolumen zur Verfügung hatten, reichte es nicht. Es wurde immer wieder Datenvolumen nachgekauft, aber wir hatten einen Dracula-Datenvolumensauger unter uns. Ich hatte zwar jetzt endlich mein Tablet von der Post geliefert bekommen, aber konnte nun nicht an meinem Blog arbeiten. Wirklich schlecht für mich so als Travel Blogger zu arbeiten. Mein Tablet hatte ich bei der Abreise am Flughafen Frankfurt an der Sicherheitskontrolle vergessen. Trotz Express Lieferung hatte es ein paar Wochen gedauert, bis ich mein Tablet bekommen hatte. Die Ranch hat nur eine Postbox. DHL wollte nicht an eine Postbox Adresse ausliefern und so ging mein Tablet mehrmals zwischen Inglis und Winnipeg auf Reisen. Wenn ich in die Ferne blickte, dann wurde alles ganz still und wieder gut. Mir wurde klar, dass immer wieder unerwartet Probleme auftauchen können. Dann kommt es darauf an, wie man damit umgeht.

Mit über 30 zum alten Eisen?

Mir ist aufgefallen, dass die jungen 20-jährigen Mädels alles viel entspannter sehen. Ich gehöre mit Mitte 30 zum alten Eisen. Ich weiß einfach schon viel genauer, was ich will und was nicht. Nur geht es jetzt nicht mehr um meinen Willen, sondern jetzt lebe ich nach den Regeln anderer. In Deutschland führte ich seit Jahren ein eigenständiges Leben.  Auf der Farm lebte ich mit vier Mädels und zwei Männern in einer WG. Das hieß einen Putzplan aufzustellen und gegenseitige Rücksichtnahme. Duschen war auch ein großes Thema, denn wir vier Mädels teilten uns das Badezimmer. Egal ob Haushalt, Farmarbeit oder Pferde – für alles gab es Regeln. Das gibt dem Zusammenleben zwar eine gewisse Struktur, aber ich fühlte mich wie vor 17 Jahren in meiner Ausbildungszeit. Lehrjahre sind keine Herrenjahre!

Ich liebe meine Freiheit und arbeitete die letzte Jahre sehr selbständig. Ich bin das gar nicht mehr gewohnt alles abzusprechen und sich abzumelden. Die Mädels sind Pferdeprofis und sind ausschließlich zum Reiten da. Ich hingegen bin auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Für mich ist es ein wertvoller Erfahrungsschatz in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten. Meine Zeit auf der Ranch war nach vier Wochen vorbei. Ich weiß die körperliche Anstrengung von Farmarbeitern sehr zu schätzen. Mir ist auch bewusst, dass ich eigentlich nur durchschnittlich fünf Stunden arbeitete und Farmarbeit eigentlich ein Vollzeitjob ist. Ich hatte einen Tag pro Woche frei. Rancharbeit kennt keine freien Tage, denn die Tiere müssen jeden Tag versorgt werden.

ueber 30 jahre work and travel

Das Zwiebelprinzip

Das Wetter war extrem wechselhaft. Noch zwei Wochen vor meiner Ankunft lag hier Schnee. Es weht immer eine leichte Brise bis hin zu starkem Wind. Bei meiner Ankunft war es schön warm und dann kletterte die Temperatur auf 35 Grad. Nächsten Tag kam ein Kälteeinbruch und die Temperatur fiel auf vier Grad. Es regnete für ein paar Tage und dann wurde es wieder heiß. Im Sommer herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit und es kann bis zu 40 Grad heiß werden. Die Winter sind extrem hart mit durchschnittlich -40 Grad.

Für Pferdeliebhaber ist diese Ranch ein Paradies. Die Arbeitszeiten waren fair, alles war geregelt und das vegane Essen war lecker. Mein Geburtstag stand kurz bevor und ich hatte ein tolles Angebot von einer kanadischen Familie bekommen für sie zu arbeiten. Am Tag der Abreise blutete mir das Herz, weil ich die Tiere und die Landschaft sehr vermissen werde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert